PU-Talk

Unsere Demokratie befindet sich im Wandel. Auf der einen Seite verlieren manche politischen Parteien an Mitgliedern und das politische System vermeintlich an Vertrauen, auf der anderen Seite wird von Teilen der Bevölkerung eine stärkere Beteiligung eingefordert.

 

Beteiligung beinhaltet aber mehr als Wahlen. Neben organisatorischen Formen der Beteiligung wie der Mitarbeit in Parteien und Organisationen nutzen Bürgerinnen und Bürger vermehrt Formen nicht institutionalisierter politischer Beteiligung, wie z.B. die direkte Kontaktaufnahme zu Politikerinnen und Politikern. 

 

Hier setzen die PU AR an. Nach der erfolgreichen «Köpfe»-Reihe auf appenzell24 und in der Appenzeller Zeitung sowie dem Versand einer Neujahrskarte startete Mitte Januar der «PU-Talk» auf YouTube. PU-Politikerinnen und PU-Politkern stellen sich den Fragen von Ralf Menet. Unzensiert und authentisch erzählen sie von ihren politischen Erfahrungen, ihren Ambitionen, den Unterschieden zwischen Politik und ihrem Beruf sowie ihren persönlichen Wünschen für ihre Gemeinde und den Kanton Appenzell Ausserrhoden. 

Die zweite Staffel

September bis Dezember 2024

Daniel Frunz, Kantonsrat und Geschäftsführer der Elektra Walzenhausen, will sowohl bei seiner Arbeit, wie auch mit seinem politischen Wirken das Beste für die Steuerzahlenden herausholen. Der «Vollblutgwerbler» erzählt, wie er dies erreichen möchte, welches seine politischen Ziele sind und was ihn bisher als Kantonsrat besonders beeindruckt hat. Ebenso Themen sind seine Hobbys, etwa das Segeln: Frunz: «Auch hier geht des darum, das Beste aus der Situation zu machen.» 


Rechtsanwältin und Kantonsrätin Sarah Kohler aus Rehetobel spricht im Gespräch mit Ralf Menet über Unterschiede und Gemeinsamkeiten ihrer beruflichen und politischen Tätigkeit, übers Reisen und über die erfolgreiche Bewältigung des Spagats zwischen Familie, Beruf, Politik und ihrer Mitwirkung in verschiedenen Vereinsvorständen. «Ich brauche diese Vielfalt. Meine unterschiedlichen Tätigkeitsfelder bedingen, dass ich gut organisiert unterwegs bin. Ich bin überzeugt, dass sich die unterschiedlichen Engagements gegenseitig befruchten und meine Fähigkeit zum strukturierten Denken mir bei all diesen Aufgaben hilft.»


Als Kantonsrätin beeindruckt hat sie die zweitägige Sitzung zur Totalrevision der Kantonsverfassung. «Der respektvolle und disziplinierte Umgang mit diesem Traktandum, welches sehr viele Individualinteressen beinhaltet, hat mich sehr beeindruckt.» Politisch möchte sie – unter Einbezug ihres beruflichen Hintergrunds – aktiv die Zukunft unseres Kantons mitgestalten. Dies stets im Austausch mit interessierten Menschen. «Ich freue mich, wenn man auf mich zukommt. Es ist wichtig, dass sich alle beteiligen und ein Stückchen der Verantwortung mittragen.»

Der Urnäscher Kantonsrat Fredi Wirz äussert sich im Gespräch mit Ralf Menet zum Umgang mit Zahlen – «die eben so sind, wie sie sind» – und mit Politikerinnen und Politikern. Er erinnert sich an die kantonale Steuererhöhung 2017, «die dank der Geschlossenheit der Parteiunabhängigen erreicht wurde und über die wir im Nachhinein sehr froh sein können». Zudem erzählt Fredi Wirz von seinem Ausgleich, den er auf der Alp findet, von seiner Liebe zu Tieren wie auch zu nordischen Ländern. Besonders freut er sich über seine innovative Gemeinde Urnäsch mit vielen gemeinschaftlichen Lösungen. «Wir haben mit dem Geld wirklich etwas gemacht, und darauf bin ich stolz.» 


Matthias Tobler, Landwirt und Kantonsrat aus Wolfhalden vergleicht im Gespräch mit Ralf Menet den Umgang mit Menschen und Tieren – «obwohl man dies eigentlich gar nicht kann». Sicher ist er sich: «Mit Tieren ist es einfacher. Menschen kann man nicht erziehen, man kann sie höchstens anregen.» Weiter erzählt er von seiner Arbeit mit Pferden und seinem Hobby dem Fahrsport. Dafür müsse er seine Pferde kennen und immer wieder auch an sich selber arbeiten, damit diese Kooperation gelinge. Als Landwirt, mit Pferden, Rinderaufzucht und Reben, würden seine Frau und er ihren Traum leben. 


In der Landwirtschaft aber sei man sich es gewohnt, flexibel zu sein und mit den nötigen Neuerungen auf den Markt zu reagieren. Nach zehn Jahren im Vorstand des Bauernverbandes Appenzell Ausserrhoden möchte er nun, nach seiner Wahl in den Kantonsrat 2023, die bäuerlichen Werte im Parlament vertreten. Wichtig ist ihm, «dass wir in Ausserrhoden – mit sozialer Gleichheit – gut miteinander leben können.» Zu seiner Art zu politisieren erklärt er: «Ich mache Landwirtschaft aus dem Herzen – und so versuche ich auch Politik zu machen.» 

Hans-Peter Ramsauer ist Vorstandsmitglieder der PU AR, ehemaliger Kantonsrat und Gemeindepräsident von Waldstatt. Ein Blick auf sein Leben zeigt: Er ist vielseitig interessiert. Sein Motto: Wenn man etwas, will, dann kann man es auch. So etwa machte sich der gelernte Käser mit 47 in der Sicherheitsbranche selbständig. Mit Blick auf seine politische Karriere freut sich der Sportler über das Rauchverbot, welches in seiner ersten Kantonsratssitzung beschlossen wurde. Im Gespräch mit Ralf Menet erinnert er sich auch an jene Landsgemeinde, an welcher er als Regierungsratskandidat aufgestellt wurde.


 «Ich machte dies der Sache zu liebe, um zu zeigen: Wir haben eine Opposition im Kanton, die nicht alles als gegeben hinnimmt.» Ebenfalls Thema ist Ramsauers Faszination für Aldolf Ogi. «Er wäre einer für die Parteiunabhängigen gewesen – er arbeitet für die Sache.» Wichtig ist ihm, dass Ausserrhoderinnen und Ausserrhoder realisieren, wie wichtig die parteiunabhängige Politik ist. «Man braucht kein Parteibuch, um unseren Kanton mitzugestalten.»

Heinz Mauch-Züger, Kantonsrat aus Stein, über die Schwierigkeit der Kommunikation. «In der Politik kann man es nur falsch machen. Es gibt immer einen Empfänger der Botschaft, der findet, dass das Gesagte falsch sei.» Dennoch ist er überzeugt, nichts zu sagen, wäre ebenfalls falsch. Im Gespräch mit Ralf Menet berichtet er auch über seine Aufgaben als Mitglied der kantonsrätlichen Geschäftsprüfungskommission. «Ich habe durch diese Arbeit die Verwaltung kennengelernt, dadurch ist mein Respekt gegenüber der Verwaltung gewachsen.»


 Klar aber sei auch, dass nicht immer alles funktioniere. Im Kantonsrat schätzt er die sachlichen Debatten. In unserem Kanton sei es noch möglich, fraktionsübergreifend gemeinsam für die Sache zu arbeiten. Wünschen würde er sich dennoch, ab und zu pointierte Äusserungen im Kantonsrat. 

Im Rückblick auf sein Leben erzählt Heinz Mauch-Züger von seinen Erfahrungen in der freiwilligen Sozialarbeit als Lehrer und Schulleiter in Papua-Neuguinea. «Habe in diesen Jahren politisch viel gelernt.» Mitgenommen habe er eine grosse Offenheit gegenüber allem Fremden. In seinen abschliessenden Worten ermutigt er zum Engagement. Ob politisch oder in einem Verein: Wichtig sei, sich einzusetzen, seinen  Beitrag zu leisten und so Teil einer Gemeinschaft zu sein.

Sandra Weiler, Kantonsrätin aus Lutzenberg, wirkt im Vorstand der Frauenzentrale Appenzellerland mit und arbeitet als stellvertretende Leitung Hotellerie in einem Alters- und Pflegeheim. «Eine spannende und sehr vierseitige Tätigkeit». Sowohl in der Politik wie auch in ihrem Beruf begegne sie vielen unterschiedlichen Menschen. Während die Dankbarkeit der Seniorinnen und Senioren sehr unmittelbar sei, wisse man in der Politik nicht immer, was das Gegenüber gerade denke. Würde sie, die sehr gerne koche, den Kantonsrat und den Regierungsrat bekochen, würde sie ein Mezze offerieren, also eine bunte Palette verschiedenster Vorspeisen für jeden Geschmack. 


Unvergesslich sei ihr erster Gang in den Kantonsratssaal: «Das klare Bewusstwerden, in Zukunft in diesem Saal die Verantwortung für den Kanton mittragen zu dürfen, war für mich sehr bewegend.» Im Gespräch mit Ralf Menet erklärt Sandra Weiler, weshalb sie als Tier gerne eine Löwin wäre. Sie erzählt zudem über ihre Faszination für Katharina die Grosse, ihre Eindrücke bei der Beratung der Kantonsverfassung und ihre Ziele als Kantonsrätin. 

Marc Wäspi, selbständiger Unternehmer, Kantonsrat und Einwohnerrat aus Herisau äussert sich im Gespräch mit Ralf Menet über Unterschiede und Gemeinsamkeiten in seiner politischen und beruflichen Tätigkeit. «Im eigenen Betrieb kann und muss man schnell entscheiden. Das geht in der Politik nicht.» Ihm wichtig sei, ein Teil der Entwicklung sowohl seiner Gemeinde wie auch des Kantons zu sein. «Ich habe in der politischen Arbeit sehr viel gelernt. Eine grosse Herausforderung ist meine Arbeit als Präsident der kantonsrätlichen Verfassungskommission. Hier gilt es die unterschiedlichsten Meinungen auf eine gemeinsame Basis zu stellen, damit wir gemeinsam unseren Kanton vorwärtsbringen.»


Letztlich gehe es immer um ein Miteinander – ob in der Wirtschaft oder der Politik.«Wir müssen einander zuhören, das Beste daraus nehmen und gemeinsam tragfähige Lösungen erarbeiten.» Es sei ein Geben und Nehmen – was aber nicht immer einfach sei, da es heute oft um Ideologien gehe. Aufgabe eines Politikers sei, die gesellschaftlichen Probleme aufzunehmen und Lösungen dafür zu finden. Zudem berichtet Marc Wäspi von seinen Erfahrungen als ehemaliger Präsident des FC Herisaus und als internationaler Sportkommissär für BMX

Margrit Müller, seit 13 Jahren Hundwiler Gemeindepräsidentin und Kantonsrätin, macht den Abschluss unsere zweiten PU-Talk-Staffel. Im Gespräch mit Ralf Menet spricht die gelernte Chemielaboration über Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen der Arbeit mit giftigen Stoffen und giftigen Debatten. «Etwas Gift braucht es im Appenzellerland.» Als Gemeindepräsidentin habe sie im Gegensatz zu ihrer Tätigkeit im Kantonsrat wohl etwas mehr Handlungsspielraum und sei auch näher beim Volk. Im Kantonsrat seien die Debatten intensiver, die Materie etwas «trockener». «Zusammen ist es ein guter Mix, 


der für mich viele Synergien mit sich bringt. Ich kann so dabei sein, wenn Gesetzte erlassen werden, die wir als Gemeinde umsetzen müssen.» Immer bewusst sei ihr, dass die als Gemeindepräsidentin für ihre Gemeinde, im Kantonsrat für das Vorwärtskommen des Kantons einzustehen habe. Im Rückblick erzählt sie zudem über die Herausforderungen als Kantonsratspräsidentin während der Corona-Pandemie, über die Debatten um den Finanzausgleich und die Gemeindestrukturen. Als Präsidentin der Fraktion PU AR sieht sie grosse Herausforderungen bei den Themen Totalrevision der Kantonsverfassung – «es geht um unsere Zukunft!» –, Finanzausgleichsgesetz, Gewässerschutzgesetz oder Baugesetz. Ihr Fazit angesprochen auf ihre Namensvetterin Margaret Thatcher: «In der Politik braucht es einen eisernen Willen, aber auch Offenheit.»


Die erste Staffel

Januar bis März 2023

Den Anfang zu unserer PU-Talk-Serie machte Martin Ruppanner aus Wolfhalden. Er ist Lehrer, Kantonsrat und Präsident vom Verein Appenzellerland über dem Bodensee.


Kantonsrat und Gründungspräsident der Parteiunabhängigen Appenzell Ausserrhoden, Andreas Zuberbühler aus Rehetobel, blickt im Gespräch auf seine politische Karriere zurück und spricht über seine Erfahrungen und besondere politische Momente


Kantonsrätin und Ärztin Gabriela Wirth Barben aus Speicher im Gespräch über ihre Erfahrungen im Kantonsrat, das soziale Engagement und den Ausgleich zu Politik und Job.


Die Herisauer Kantons- und Gemeinderätin Irene Hagmann im Gespräch über die  Erfahrungen in den beiden Räten. Bereits ihr Vater war politisch aktiv. Im Interview antwortet sie unter anderem auf die Frage, ob die Chance besteht, dass auch ihre Kinder - quasi als dritte Generation -  in die Politik einsteigen werden.


Kantonsrat und Ehrenmitglied der Parteiunabhängigen Appenzell Ausserrhoden, Stephan Wüthrich aus Wolfhalden, blickt im Gespräch auf seine politische Karriere zurück und spricht über seine Erfahrungen in der Kommissionsarbeit mit  anderen Gruppierungen.


Einwohnerrätin, GPK-Präsidentin und Präsidentin PU AR Eva Schläpfer, Herisau, im Gespräch über Ihre Arbeit in der Aufsicht und Oberaufsicht, über die PU  und wieso sie als Journalistin bei der  Appenzeller Zeitung ganz nah an einem historischen internationalen Ereignis war.


Der gelernte Werkzeugmacher ist Urnäscher Gemeinde-präsident und vertritt seine Gemeinde im Kantonsrat. Im Gespräch äussert sich Peter Kürsteiner unter anderem über die Ergänzung seiner Aufgabenfelder einerseits im technischen andererseits im politischen Bereich. 


Kantonsrätin und ehemalige Gemeinderätin von Heiden, Susann Metzger, im Gespräch über ihre Arbeit als Politikerin und bayrisch als Fremdsprache. 


Die Herisauer Gemeinderätin (bis 2024) Stefanie Danner im Gespräch über frische Ideen, Herausforderungen und Chancen von und in der Politik


 Kantonsrat Peter Gut aus Walzenhausen im Gespräch über Gewinnen und Verlieren, seinen Ausgleich als Stiftungsratspräsident und den Umgang mit Krisen.